Ausnahme oder Ausrede? Das Phänomen Cheatday

Ja, zum Cheatday?

Wer sich anstrengt, soll sich belohnen. Und wer verzichtet, hat das Recht sich einmal alles zu gönnen. So könnte man die Idee hinter den sehr beliebten Cheatdays kurz und griffig umschreiben. Der Begriff „Cheatday“ kommt aus dem englischen und bedeutet „Betrugstag“. Ein Tag zum Betrügen – beim Essen. Der Partner bleibt außen vor, dafür rücken Kühlschrank sowie die Süßigkeiten-Abteilung im Supermarkt ins Zentrum des Interesses.

 

 

Food Selfie_Farmer's Snack

 

Voll im Trend: #Cheatday

Sechs Tage die Woche wird ausdauernd trainiert und penibel auf die Ernährung geachtet. Dann am siebten Tag brechen alle Dämme und es wird gegönnt, bis nichts mehr geht. Ein Blick auf das Trendhashtag #cheatday zeigt, was sich in diesen Stunden in deutschen Küchen und Wohnzimmern abspielt: Pure Völlerei. Ist dieses Konzept zielführend oder bringt es Fitnessbegeistere eher von ihrem Weg ab? Die Meinungen gehen dabei so auseinander, wie Ist- und Soll-Gewicht mancher Cheater.

Cheatday? Gönn‘ ich mir.

Verfechter des Cheatdays haben gut Gründe sich auf den Tag der Tage zu freuen. Endlich wieder essen ohne auf Regeln zu achten, es könnte so schön sein. Alles, was der Supermarkt hergibt und der Magen vertragen kann, wandert erst in den Einkaufswagen, anschließend im Bauch. Wie ist das für den Körper? Worin liegt der Vorteil eines Cheatdays?

Für seine Anhänger hat der Cheatday sowohl psychische als auch physische Vorteile. Sie argumentieren beispielsweise, dass Cheatdays das Durchhalten erleichtern sollen. Im Rahmen einer Diät oder gar einer Ernährungsumstellung wandern nicht wenige Lebensmittel auf eine imaginäre schwarze Liste und sind damit „verboten“. Davon betroffen, ist so ziemlich alles, dem industrieller Zucker zugesetzt wurde. Je nach Plan, fallen auch Kohlenhydrate wie Kartoffeln und Pasta der Streichung zum Opfer. Was bleibt ist eine feine Auswahl an allem, was für eine „gesunde Ernährung“ wichtig sei. Viel Gemüse, ausgewählte Obstsorten, Proteine in Form von Eiweiß und Fleisch, aber auch Nüsse und Trockenfrüchte sind je nach Konzept in Maßen erlaubt.

Belohnung für die Qualen

Wer verzichtet, der vermisst. Und so steigen die Gelüste nach dem „Verbotenen“ gerade zu Beginn einer Diät ins schier Unerträgliche. Die kleine Sünde bleibt zum Greifen nah. Ein Cheatday soll helfen, dieser Sünde die Kraft zu nehmen. Als geplantes Happening ist der Cheatday dann so etwas, wie die „Belohnung“ für die Qual der restlichen Woche. Durch die Aussicht auf den immer näher rückenden Ausnahmetag soll es Cheatern leichter fallen, sich auf den Verzicht zu besinnen und ihn konsequent durch zu ziehen, das „Vermissen“ also durch Vorfreude zu reduzieren.

 

Frau beißt in Donuts_Farmer's Snack

Boost für den Stoffwechsel

Ein weiteres Argument pro Cheatdays ist physischer Natur und lautet, dass sie den Stoffwechsel auf Trab halten sollen. Je länger sich der Körper im Rahmen einer Diät auf ein neues Ernährungs- und Bewegungskonzept einstellt, desto schwieriger wird es im Verlauf der Diät Steigerungen zu erreichen. Wer sich also sehr diszipliniert und fettarm ernährt, dazu noch viel Bewegung in Form von Sport oder sonstigen Aktivitäten in seinen Tag einbaut, der hat es laut diesem Argument irgendwann schwer seinem Körper ein noch höheres Kaloriendefizit abzugewinnen. Denn der Stoffwechsel verfalle durch das ständige Defizit irgendwann in eine Art Ausnahmezustand. Für ihn so etwas wie ein Notfallsystem, in dem er sich für schlechte Tage etwas zurückbehält.

 

Für das Kaloriendefizit heißt das: Ein immer höheres Defizit muss erreicht werden bzw. sei irgendwann Schluss mit Abnehmen. Ein Cheatday und das über Bordwerfen aller gefassten Vorsätze soll den Körper wieder an seine kalorienbezogenen Grenzen bringen und ihm vermitteln „es ist alles ok, es herrscht keine Futterknappheit. Du musst nichts auf Reserve halten.“ So könne das Kaloriendefizit durch das Praktizieren von Cheatdays erhalten werden. Gleichzeitig sollen sie helfen, die Energiespeicher nach längerem Verzicht aufzuladen.  Als Initialzündung soll der Cheatday dem Körper vermitteln, wie er mit energiereichen Lebensmitteln umzugehen hat.

Cheatday? Danke, nein.

Was gibt‘s dagegen zu halten? Nun, die Skeptiker des Cheatdays sehen in der Idee des Belohnungstages eine erhebliche und unnötige Belastung für den Körper. Die zugeführte Kalorienzahl sei häufig viel zu hoch. Sie könne nicht einmal im Ansatz verarbeitet werden. Hinzu kommt, dass sie nicht selten aus stark verarbeiteten Lebensmitteln stammen, aus deren Nährwerte der Körper nicht allzu viel Gutes, wie Vitamine ziehen kann.

Überforderung für den Körper

Teilweise vertilgen Cheater eine Gesamtkalorienzahl, die das Doppelte bis Dreifache ihres Tagesbedarfs ausmacht. Eine solche unnatürlich große Nahrungsmenge überfordere den Körper schlichtweg, da er dafür nicht ausgelegt sei.

Ein weiteres Problem: Nach einer verzichtsvollen Zeit von mehreren Wochen mit reduzierter Kalorien- und Nahrungsmenge sei die Umstellung auf massenhaftes Verschlingen für den Körper häufig nicht umzusetzen. Nicht selten seien massive Verdauungsprobleme die Folge. Denn vor allem einer hat damit zu kämpfen:  Der Darm sowie das gesamte Verdauungssystem werden überlastet und dies könne ihre Gesundheit beeinträchtigen. Doch der Cheatday würde sich nicht nur negativ im physischen Sinne auswirken. Er habe auch psychische Folgen.

 

Frau formt Herz mit ihren Händen vor ihrem Bauch_Farmer's snack

Eine Störung des Essverhaltens

So wären psychisch labile Menschen durch das Gefühl des „sich was gönnen“ und der damit einhergehenden Massenvernichtung an Lebensmitteln gefährdet, eine Essstörung zu entwickeln. Gerade wenn für den Rest der Woche strikte Verbote herrschten, könnte es passieren, dass das entfesselte Verzehren aus dem Ruder läuft. Das schlechte Gewissen kann sich einstellen und damit der Wunsch die Völlerei rückgängig zu machen. Eine Kombination, die die Gefahr einer Essstörung beinhalten könne.

Cheatdays: Du entscheidest.

Es gibt sie also: Die zwei Fronten. Die einen frönen dem Cheatday mit völliger Hingabe. Die anderen sehen in der Idee der grenzenlosen Völlerei eine Gefährdung für die Gesundheit. Beide Seiten haben ihre Argumente, beide ihre Zweifel. Entscheide selbst, was für dich, deine Form und vor allem deinen Körper langfristig besser ist.

Das könnte dich auch interessieren

Das könnte dich auch interessieren