
Ja, zum Cheatday?
Wer sich anstrengt, soll sich belohnen. Und wer verzichtet, hat das Recht sich einmal alles zu gönnen. So könnte man die Idee hinter den sehr beliebten Cheatdays kurz und griffig umschreiben. Der Begriff „Cheatday“ kommt aus dem englischen und bedeutet „Betrugstag“. Ein Tag zum Betrügen – beim Essen. Der Partner bleibt außen vor, dafür rücken Kühlschrank sowie die Süßigkeiten-Abteilung im Supermarkt ins Zentrum des Interesses.
Voll im Trend: #Cheatday
Sechs Tage die Woche wird ausdauernd trainiert und penibel auf die Ernährung geachtet. Dann am siebten Tag brechen alle Dämme und es wird gegönnt, bis nichts mehr geht. Ein Blick auf das Trendhashtag #cheatday zeigt, was sich in diesen Stunden in deutschen Küchen und Wohnzimmern abspielt: Pure Völlerei. Ist dieses Konzept zielführend oder bringt es Fitnessbegeistere eher von ihrem Weg ab? Die Meinungen gehen dabei so auseinander, wie Ist- und Soll-Gewicht mancher Cheater.
Belohnung für die Qualen
Wer verzichtet, der vermisst. Und so steigen die Gelüste nach dem „Verbotenen“ gerade zu Beginn einer Diät ins schier Unerträgliche. Die kleine Sünde bleibt zum Greifen nah. Ein Cheatday soll helfen, dieser Sünde die Kraft zu nehmen. Als geplantes Happening ist der Cheatday dann so etwas, wie die „Belohnung“ für die Qual der restlichen Woche. Durch die Aussicht auf den immer näher rückenden Ausnahmetag soll es Cheatern leichter fallen, sich auf den Verzicht zu besinnen und ihn konsequent durch zu ziehen, das „Vermissen“ also durch Vorfreude zu reduzieren.
Boost für den Stoffwechsel
Ein weiteres Argument pro Cheatdays ist physischer Natur und lautet, dass sie den Stoffwechsel auf Trab halten sollen. Je länger sich der Körper im Rahmen einer Diät auf ein neues Ernährungs- und Bewegungskonzept einstellt, desto schwieriger wird es im Verlauf der Diät Steigerungen zu erreichen. Wer sich also sehr diszipliniert und fettarm ernährt, dazu noch viel Bewegung in Form von Sport oder sonstigen Aktivitäten in seinen Tag einbaut, der hat es laut diesem Argument irgendwann schwer seinem Körper ein noch höheres Kaloriendefizit abzugewinnen. Denn der Stoffwechsel verfalle durch das ständige Defizit irgendwann in eine Art Ausnahmezustand. Für ihn so etwas wie ein Notfallsystem, in dem er sich für schlechte Tage etwas zurückbehält.
Für das Kaloriendefizit heißt das: Ein immer höheres Defizit muss erreicht werden bzw. sei irgendwann Schluss mit Abnehmen. Ein Cheatday und das über Bordwerfen aller gefassten Vorsätze soll den Körper wieder an seine kalorienbezogenen Grenzen bringen und ihm vermitteln „es ist alles ok, es herrscht keine Futterknappheit. Du musst nichts auf Reserve halten.“ So könne das Kaloriendefizit durch das Praktizieren von Cheatdays erhalten werden. Gleichzeitig sollen sie helfen, die Energiespeicher nach längerem Verzicht aufzuladen. Als Initialzündung soll der Cheatday dem Körper vermitteln, wie er mit energiereichen Lebensmitteln umzugehen hat.
Überforderung für den Körper
Teilweise vertilgen Cheater eine Gesamtkalorienzahl, die das Doppelte bis Dreifache ihres Tagesbedarfs ausmacht. Eine solche unnatürlich große Nahrungsmenge überfordere den Körper schlichtweg, da er dafür nicht ausgelegt sei.
Ein weiteres Problem: Nach einer verzichtsvollen Zeit von mehreren Wochen mit reduzierter Kalorien- und Nahrungsmenge sei die Umstellung auf massenhaftes Verschlingen für den Körper häufig nicht umzusetzen. Nicht selten seien massive Verdauungsprobleme die Folge. Denn vor allem einer hat damit zu kämpfen: Der Darm sowie das gesamte Verdauungssystem werden überlastet und dies könne ihre Gesundheit beeinträchtigen. Doch der Cheatday würde sich nicht nur negativ im physischen Sinne auswirken. Er habe auch psychische Folgen.
Eine Störung des Essverhaltens
So wären psychisch labile Menschen durch das Gefühl des „sich was gönnen“ und der damit einhergehenden Massenvernichtung an Lebensmitteln gefährdet, eine Essstörung zu entwickeln. Gerade wenn für den Rest der Woche strikte Verbote herrschten, könnte es passieren, dass das entfesselte Verzehren aus dem Ruder läuft. Das schlechte Gewissen kann sich einstellen und damit der Wunsch die Völlerei rückgängig zu machen. Eine Kombination, die die Gefahr einer Essstörung beinhalten könne.